Die „Ikone des Hl. Nikolaus von Medenbach“

                                      Kosaken in Wiesbaden, 1813/14
Kopie von Ippel nach einem Aquarell von Ph. Vigelius, 1813/14, 50,2 x 77,5 cm, Stadtarchiv Wiesbaden

Die Ikone wurde am 30. März 2007 an einem viel begangenen Feldweg von dem Medenbacher Ehepaar Ehrengahrd und Dr. Bernd Fäthke gefunden. Den Weg hatte man erst kürzlich repariert und seitlich mit Erdmaterial aufgefüllt, das von Straßen- und Kanalbauarbeiten aus dem alten Ortskern Medenbachs stammt. Nach umfangreichen Forschungen von Bernd Fäthke stammt die Ikone von einem jener in Medenbach 1813/14 gestorbenen Kosaken und würden von Indizienbeweisen reden. Die Medenbacher Ortschronik bestätigt diese Indizien, des weiteren Archivalien des Hauptstaatsarchivs Wiesbaden. Nach der Völkerschlacht bei Leipzig 1813, wurden Kosaken in und um Wiesbaden ab 14. November einquartiert, als sie – zusammen mit preußischen Truppen – Napoleon über den Rhein nach Mainz jagten.

Die Kosaken wurden damals von dem General Langeron befehligt, der der Schlesischen Armee Blüchers angehörte. Diese Russen der Freiheitskriege waren im damaligen Europa die am besten ausgebildeten und ausgerüsteten Soldaten und verfügten über die weitaus besten Pferde. Ohne die russischen Kosaken-Pioniere mit ihren selbst gefertigten Leinwandpontons wäre Blüchers Rheinübergang in der Sylvesternacht 1813 bei Kaub nicht möglich geworden.

In der ehemaligen Medenbacher Pfarrscheune hausten die Kosaken, dort wo heute das Feuerwehrgerätehaus steht. An Fleckfieber leidend – wird berichtet – starben viele Einheimische und Kosaken. Die Medenbacher begrub man auf dem Kirchhof, die orthodoxen Kosaken außerhalb, direkt an der Kirchhofsmauer.

Die Ikone ist ein Bronzeguss mit Resten einer ehemaligen Vergoldung. Der Hintergrund besteht aus blauem Emaille. 11,2 x 9,8 cm groß ist das Kleinod und wiegt 310 Gramm.

Dargestellt ist der Hl. Nikolaus entsprechend der byzantinischen Tradition. Gezeigt wird der Heilige als alter Mann im Bischofsmantel mit einer mit Kreuzen verzierten Schärpe, dem sogen. Omophorion. Zu identifizieren ist Nikolaus weiterhin durch sein unbedecktes Haupt mit Stirnglatze und rundem Bart. Sein Kopf ist von einem Heiligenschein umgeben. In seiner mit dem Omophorion bedeckten linken Hand hält er ein Buch, die Heilige Schrift. Die Rechte hat er mit typisierter Fingerhaltung zum byzantinischen Segensgestus erhoben, wobei der kleine und der Ringfinger gegen den Daumen gebeugt sind.

Hinzuweisen ist auf eine vorgesehene umfangreiche Dokumentation von Bernd Fäthke zur Ikone in "Fundberichte Hessen Nr. 46/47, 2008",  Hrsg. Bodendenkmalpflege, Wiesbaden-Biebrich.

Telefon Dr. Fäthke: 06122-12218