Heimatverein pflegt Kriegsgräber auf dem Medenbacher Friedhof

Der Heimat- und Geschichtsverein hat sich der ungepflegten Gräber angenommen                                          

In der Osterwoche 1945 (25.3.-2.4.1945) endete in Medenbach der Zweite Weltkrieg. Am Montag hatten die Amerikaner von der Autobahn aus mit Artillerie ins Dorf geschossen. Zunächst hatten sie Kühe und Schweine getroffen, später aber auch Menschen.

Die Soldaten der deutschen Wehrmacht waren zum Teil abgezogen, einige konnten auch durch die Gärten flüchten, als die amerikanischen Soldaten die Häuser durchsuchten. Die noch errichteten Panzersperren an den Ausfallstraßen des Dorfes hatten die Amerikaner nicht aufhalten können. Der Einmarsch erfolgte am 28.3.1945 von der Autobahn her.

Ein französischer Kriegsgefangener wurde in der Neugasse (heute Neufeldstraße)  nahe der Schule getötet. Am gleichen Tag traf ein Granatwerfer Emma Hahn aus Ludwigshafen. Sie wollte einen Angehörigen bei der Scheinwerferanlage oben auf dem Feld besuchen und wurde auf der Straße nach Wildsachsen oberhalb der Autobahnbrücke von der Autobahn aus totgeschossen.

Inzwischen hatten die Amerikaner am Ausgang des Dorfes Richtung Auringen Wachtposten aufgestellt. Die sollen hinter der Außentreppe der Gastwirtschaft „Zum Taunus“ gestanden haben, mit einem Soldaten wahrscheinlich auch auf der anderen Seite der Straße. In der Nacht zum Gründonnerstag (30.3.1945) wollten deutsche Soldaten mit einem Beiwagenmotorrad durch die amerikanischen Linien fliehen und sind erschossen worden. Zwei Tote und  einen Verletzten fand man am nächsten Tag.

Der Leser erkennt sicher schon die Zusammenhänge mit den drei Kriegsgräbern.
Die Namen Johann Strauß, Korbinan Mundigl und Emma Hahn finden sich auf den kleinen Grabsteinen. Es ist anzunehmen, dass zunächst Holzkreuze auf den Gräbern standen und 1957, als die Gemeinde die Bronzetafeln zur Erinnerung an die Gefallenen und Vermissten der Weltkriege am Ehrenmal anbringen ließ, die Kriegsgräber auch mit den kleinen Sandsteinen und bronzenen Namenstafeln versehen wurden.
Den Vornamen Korbinan gibt es freilich nicht. Wer häufiger in Bayern war, mag vermuten, dass Korbinian Munigl von dort stammte: genannt nach dem heiligen Korbinian, einem christlichen Missionar, der als erster Bischof von Freising gilt. Im dörflichen Medenbach ist auf die Schreibweise wohl nicht so genau geachtet worden.

Nach dem Krieg gab es Gerüchte im Ort, einer der begrabenen Soldaten hätte sich Papiere eines gefallenen Kameraden angeeignet, er selbst sei bei der SS gewesen.
Erzählt wird auch, dass Angehörige einige Jahre nach Kriegsende einen der beiden Soldaten in ihren Heimatort haben umbetten lassen.

Pfarrer Heinrich Brumm hat uns Aufzeichnungen über das Begräbnis hinterlassen. Zunächst berichtet er von vier Getöteten. Diese wurden, da die Medenbacher durch die Umstände des Einmarsches der Amerikaner ziemlich verängstigt, aber auch kopflos gewesen seien, zunächst ohne Sarg auf dem Friedhof begraben. Er hatte am Ostersonntag in Medenbach einen Gottesdienst gehalten und drei Tage später eine Beerdigung: „Dabei sprach ich mit dem Bürgermeister und den Kirchenvorstehern über ein ordentliches Begräbnis der Umgekommenen. Wir vereinbarten ein solches auf Freitag, den 6. April nachmittags. Die Toten wurden wieder ausgegraben, in Särge gelegt, eingesegnet und bestattet.
Soweit die Namen der Toten auf ihren Papieren zu ersehen waren, hat der Bürgermeister sie registriert. Bei einem der beiden Soldaten ergab sich später, dass der vorgefundene Name nicht zu ihm gehörte.“

In jedem Jahr findet am zweiten Sonntag vor dem ersten Advent, dem Volkstrauertag, ein Gedenken an die Kriegstoten und die Opfer der Gewaltherrschaft am Kriegerdenkmal auf dem Medenbacher Friedhof statt. Nur 20 Meter entfernt konnte man eine seit Jahren ungepflegte, mit Unkraut überwucherte Grabstätte sehen. Die Namen auf den Grabsteinen waren kaum mehr zu lesen.
Seit 1952 bestimmt ein Gesetz die „Erhaltung der Gräber der Opfer von Krieg und Gewalt“. Die Aufgabe liegt bei den Gemeinden. Medenbach ist mit seiner kleinen Grabanlage nicht selten vergessen worden, höchstens ein Schnitt auf 30 Zentimeter Höhe über dem Bewuchs fand statt.
Die Pflege der Erinnerungsstätte hat nun der Heimat- und Geschichtsverein ehrenamtlich übernommen. In 12 Arbeitsstunden wurde das Unkraut gerodet, einige Tage später erfolgte die gärtnerische Anlage durch Brigitte Kleffmann.

Mit dem Kriegerdenkmal und seiner „Trauernden“ von Carl Wilhelm Bierbrauer (der Heimatverein hat sich für Erhaltungsarbeiten  eingesetzt, die größtenteils durchgeführt wurden) sind nun die benachbarten Gräber wieder eine würdige Stätte, wenn auch in der Geschichte um die Gräber einige Fragen offen geblieben sind.