Landbriefträger Friedrich Drehwald und Posthalterin Lina Kaiser

Landbriefträger Friedrich Drehwald und Posthalterin Lina Kaiser

Die Post spielte in den Dörfern auch noch über die erste Hälfte des vorigen Jahrhunderts hinaus eine wichtige Rolle. Es gab kaum Telefone. So waren Nachrichten an Freunde, Verwandte oder auch geschäftlicher Art mit der Post zu übermitteln. Auch Zahlungen, die zu leisten waren oder Geld, auf das man wartete, beförderte die Post. Als 1929 der Kraftfahrzeugbetrieb eingeführt wurde, konnte man im Postauto mitfahren, zum Beispiel  nach Wiesbaden.

Friedrich Drehwald war der letzte Landbriefträger, der Post in Medenbach austrug. Zu seinen Aufgaben gehörte es, die für seinen Zustellbezirk Igstadt, Breckenheim und Medenbach bestimmte Post am Bahnhof in Igstadt abzuholen. Zunächst musste er die Post für Nordenstadt, die ebenfalls am Igstädter Bahnhof ankam, nach Nordenstadt zur Poststelle bringen. Danach begann sein täglicher 25 Kilometer langer Fußweg über die Untermühle, den Finkenhof, durch Breckenheim über die Lochmühle und die Klinger-Mühle bei Wildsachsen nach Medenbach. Von da aus ging es weiter über den Bahnhof Auringen-Medenbach, die Hockenberger Mühle, die Obermühle, das Bahnwärterhäuschen und die Ziegelei wieder zurück nach Igstadt.
Und er stellte ja nicht nur die Post zu: Er leerte unterwegs die Briefkästen und nahm die zum Versand bestimmten Postsachen mit nach Igstadt.
Auch beim Ausfüllen von Postanweisungen und Zahlkarten war er behilflich.
So „bepackt“ wie er morgens um 8.00 Uhr losging kam er gegen 16.00 Uhr wieder in Igstadt an.

1929 erhielt Postbetriebsassistent Friedrich Drehwald einen Zustellbezirk in Wiesbaden. Die Zeit der Landbriefträger in unserer Gegend war zu Ende. Bei der Post war der Kraftfahrzeugbetrieb eingeführt worden. Leichter und schneller konnte jetzt in den kleinen Ortschaften Post zugestellt und abgeholt werden.

Wahrscheinlich bekam Medenbach noch im Jahr 1929 eine Posthilfsstelle. Diese wird 1930 zur Poststelle aufgewertet.

Posthalterin war Lina Kaiser (geboren 1881) in der Obergasse, verheiratet mit Ludwig Kaiser, der schon 1932 starb. Da waren die Töchter Elfriede und Emmi erst 14 und 17 Jahre alt. Einnahmen durch die Verwaltung der Poststelle waren unverzichtbar.

Zunächst stand der Postschreibtisch mit Telefon und mit einem Aufsatz und Fächern zum Sortieren der Post in der Küche, später in einer Kammer näher zur Straße hin.
Ein roter, gusseiserner Briefkasten mit Posthorn hing vorn am Haus.

Lina Kaiser trug auch die Post aus. Oft hatte sie inzwischen die offene Post (Karten) gelesen und war über Ereignisse im Dorf gut informiert. Um 1949/1950 gab Lina Kaiser altersbedingt die Post ab.

Tochter Elfriede wurde jetzt Posthalterin, zunächst in ihrem alten Haus in der Neugasse, später im Neubau in der Bahnhofstr. 72.