Ausflug des Heimat- und Geschichtsvereins Medenbach zur Kirchenburg in Aschfeld

Schon vor Reisebeginn erwies sich der diesjährige Ausflug des Heimatvereins Medenbach am 18. Juni als außerordentlicher Erfolg. Innerhalb von nur drei Tagen war er ausverkauft. Kein Wunder, stand doch ein kulturelles Kleinod besonderer Art auf dem Programm, nämlich die Kirchenburg von Aschfeld bei Eußenheim in Unterfranken. Glück hatte man dann auch vor Ort mit der Wahl einer sehr wissenden und auskunftsfreudigen Fremdenführerin.

Sie erklärte die Funktion der ländlichen Kirchenburg als eine Art Fliehburg. Diese erhielt sich bis heute auf einem steilen Felsvorsprung. Von drei Seiten bildet dieser eine natürliche, nahezu unzugängliche Wehranlage, während die ebene Westseite gegen kriegerische- und räuberische Angriffe mit einer starken Mauer geschützt werden musste. Sie war zunächst ‑ als man noch mit Pfeil und Bogen oder der Armbrust kämpfte ‑ mit senkrechten sogen. Schlitzscharten versehen worden. Später, als Handfeuerwaffen aufgekommen waren, ergänzte man sie mit waagerechten sogen. Maulscharten.

Schon in vorgeschichtlicher Zeit war dieser Platz besiedelt. Wie die meisten Kirchenburgen, entstand auch die Aschfelder Anlage im 15. Jahrhundert. Ursprünglich besaß sie nur einen einzigen Zugang, der durch einen Wehrturm an einem steil abschüssigem Gelände führte. Sogen. Gaden, Speicherhäuser, mit Schießscharten bildeten eine Art unüberwindliche Wehrmauer. Diese umschloss das gesamte Areal. In dessen Mitte stand seit christlicher Zeit zunächst eine hölzerne St. Martinskirche, die im 17. Jahrhundert durch einen barocken Steinbau ‑ nunmehr dem St. Bonifatius geweiht ‑ ersetzt wurde.
Wie in Medenbach begrub man auch dort die Toten bis in die 1860er Jahre um die Kirche herum. Als man ab den 1980er Jahren das Friedhofsgelände sanierte, stieß man auf die Gebeine der Aschfelder Vorfahren. Diese barg man sorgfältig und bestatte sie pietätvoll ein zweites Mal auf dem neuen Friedhof, der außerhalb des Dorfes angelegt worden war. Anders als in Medenbach fand man bei den Grabungen keine Sargbeschläge, was einerseits die Sitte einer durchgehenden Leichentuchbestattung bezeugt und andererseits auf eine sehr arme Bevölkerung hindeutet. ‑ Zu erwähnen ist, die Medenbacher Sargbeschläge befinden sich heute im hiesigen Heimatmuseum.

Die Speicherhäuser (Gaden) und darunterliegenden Kellergewölbe, die ehemals als Notbehausungen und Vorratsspeicher dienten, werden heute als Museumsräume genutzt, in denen altes Handwerk, eine Poststelle, ein Wirtshaus, archäologische Funde, usw. gezeigt werden. Gerne verweilten die Ausflugsteilnehmer in der Schnapsbrennerei, um ob der kühlen Witterung den einheimischen Obstler zu verkosten.

Den Nachmittag verbrachte man in Karlstadt am Main. Hier gab es die Möglichkeit, die Sehenswürdigkeiten der um 1200 am Reißbrett geplanten, attraktiven Altstadt zu erkunden. Besondere Aufmerksamkeit fanden nicht nur der „Katzenturm“ gen. obere Torturm, das Rathaus und viele Fachwerkhäuser, sondern insbesondere die dem St. Leonhard geweihte Spitalkirche mit ihren restaurierten Fresken der Darstellung der Passion aus dem 15. Jahrhundert.

Als Highlight entpuppte sich die Stadtpfarrkirche St. Andreas, in der sich die Skulptur eines Hl. Nikolaus von Tilman Riemenschneider (um 1460-1531) ‑ dem bedeutendsten Bildschnitzer und Bildhauer am Übergang von der Spätgotik zur Renaissance ‑ befindet. Verblüffend ähnelt nämlich das Gesicht des Heiligen dem Selbstporträt Riemenschneiders im berühmten Creglinger Marien-Retabel. Zu dem Hl. Nikolaus selbst haben die Medenbacher ja einen besonderen Bezug, seit das Medenbacher Heimatmuseum 2007 die „Ikone des Hl. Nikolaus von Medenbach“, eine bronzene Reise-Ikone eines hier 1813/14 verstorbenen Kosaken aus dem letzten Befreiungskrieg (1813-1815), in einer Ausstellung präsentieren konnte.

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