Gemarkungswanderung mit Günter Sommer in Medenbach

Im September hatte das Wetter nicht mitgespielt, da konnte die vorgesehene Wanderung nicht stattfinden, der Novembertermin erwies sich dagegen als hervorragend. Bei herrlichem herbstlichen Sonnenschein trafen sich über 20 interessierte Teilnehmer und erfuhren zum Teil Erstaunliches über die Dorfgeschichte und ihre Gemarkungsnamen.
Vom untergegangen Dorf Costloff war zu hören, der geophysikalischen Untersuchung und davon, dass alte Medenbacher noch von ihren Großeltern gehört haben, in ihrer Jugend seien Kellermauern dieser Siedlung  zu sehen gewesen.
Ob es einmal eine Burg gegeben hat? Gewann-Namen wie „Burgwiese“ oder „Burggraben“ lassen dies vermuten.
Die „Hopfengärten“ legen nahe, dass früher in Medenbach Bier gebraut wurde.
Die 901 Jahre alte Medenbacher Kirche war auch für Wildsachsen zuständig. Der Wildsächser Weg zur Kirche wurde vom Autobahnbau durchschnitten, auch „Pfingstweide“ und „Pfingstborn“ liegen heute jenseits der Autobahn.
Die „Alt Straß“ war Teil von Fernhandelswegen.
„Bechtenwald“ deutet darauf hin, dass im Medenbacher Wald einmal Bergbau stattgefunden haben könnte.
„Beinfeld“ war ein vom Dorf entferntes, eingezäuntes, dem Flurzwang entzogenes Feldstück.
„Remies“ war ein Ruheplatz für Kleinwild und Vögel.
In der „Honiggewann“ waren die tiefgründigen Böden sehr ertragreich.
Es gäbe noch viel zu hören – von Günter Sommer, dem 2. Vorsitzenden des Heimatvereins und versierten Heimatforscher.

Vielleicht im nächsten Jahr .....

Siehe auch Bericht in: Vor-Ort 30.10.2008

2. Gemarkungswanderung durch Medenbachs Flur

Diesmal trafen sich die Teilnehmer am „Hinkelhaus“ und an dessen Geschichte erinnerte Günter Sommer, langjährig 2. Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins, unter dessen fachkundiger Leitung auch diese Wanderung stand.
Und viel zu berichten gab es über die Geschichte der „Ländchesbahn“ und das ehemalige alte Bahnhofsgebäude. Von 1872  bis 1879 zogen sich die Planungs- und Bauarbeiten der damaligen „Hessischen-Ludwigs-Eisenbahn-Gesellschaft“ für die Strecke Wiesbaden –Niedernhausen hin. Mehr als 11 Morgen Gemeindewald wurden für die Bahn benötigt. Aber: Die Gemeinde hatte Einnahmen (endlich erhielt die Kirche eine neue Orgel – aus der Gemeindekasse) und Medenbacher fanden Arbeit beim Bau. Angehörige von Tagelöhner- und Kleinbauernfamilien konnten jetzt als Pendler leichter außerhalb Arbeit annehmen.
Unterwegs interessierte der Platz des ehemaligen „Zigeunerstocks“. Manchmal als Galgen vermutet, war dieser mehr ein „Zigeunerwarnstock“, der harsche Strafen für rechtloses Benehmen androhte.
Spannend zu hören war die Geschichte von der Fahnenweihe einer dem Kriegerverein zur Führung genehmigten Fahne (heute im Heimatmuseum anzusehen). Auf dem Waldgelände unter dem Wasserhochbehälter hatten sich am 6. Juli 1899 18 Vereine für die Feier angemeldet, darunter 4 aus Wiesbaden. Trotz anhaltender Niederschläge kamen zahlreiche Wiesbadener mit der Bahn. Man konnte nicht zum Festplatz und stürmte zunächst in die nahe gelegenen Gastwirtschaften. Gegen Abend kam es trotz Regen noch zu einem Umzug; die Fahne war inzwischen in der Schule geweiht worden. Da am nächsten Tag das Wetter gut war, konnte der Festumzug mit Spiel und Musik zum „deutschen Eichenhain“ ziehen. Es wurde gesungen und getanzt, Reden gehalten, die Kameradschaft unter Kriegern gelobt sowie die deutsche Einheit. Ein Hoch auf Kaiser Wilhelm II. wurde begeistert aufgenommen und „Trotz Sturm und Regenrauschen mit Gott für König und Vaterland“ die Nationalhymne angestimmt.
Erinnert wurde an die Schallesbuche, benannt nach dem Waldwärter Schalles. Der Baum war über 200 Jahre alt, ein gewichtiges Naturdenkmal! Als er 1952 wegen einer Erkrankung aus Sicherheitsgründen gefällt werden musste, hatte er einem Brusthöhendurchmesser von 1,50 m und einem Umfang von 4,60 m. Man gewann 48 Raummeter Scheidholz.
Bewundert wurden die 3 Bahnunterführungen mit ihren schönen Rundbögen. Sie waren als Abflüsse für das Wasser errichtet worden. Aufmerksam lauschten die Teilnehmer Günter Sommer bei seinen Erläuterungen der alten Grenzsteine.
Die Informationstafel „Dreiherrenstein“ erinnert an den in der Nähe der Kreuzung der Ländchesbahn mit der Landesstraße gelegenen Grenzpunkt von Hessen-Darmstadt, Kurmainz und Nassau. Der bei der Tafel befindliche Grenzstein müsste dort seinen Platz haben.
Auch auf die Wüstung des einst herrschaftlichen Hofes Mellingen (Meilingen) wurde aufmerksam gemacht und auf die Funde, die einen römischen Gutshof in dieser Gegend nahe legen.
Nach so vielen interessanten Informationen, mit Anekdoten aufgelockert, saß man nach zweistündigem Marsch gerne noch zur Abschlussrast im Hinkelhaus zusammen. Günter Sommer hatte die Teilnehmergruppe mit seinen interessanten heimatgeschichtlichen Informationen zu fesseln gewusst.