Kleine Geschichten aus Medenbach - Berichte von der Buchpräsentation am 03.11.2013

„Kleine Geschichten aus Medenbach“ ganz groß

Der Heimat- und Geschichtsverein Medenbach hatte eingeladen: 20 Jahre wurde er alt. Anlass genug, mit etwas Besonderem aufzuwarten: Dieter Hofmann präsentierte gemeinsam mit Zeitzeugen die Berichte, die er in den letzten Jahren gesammelt hatte, in Buchform: „Kleine Geschichten aus Medenbach. Zeitzeugen berichten wie’s früher war“. Über 100 Besucher waren in die dicht besetzte Pfarrscheune gekommen, um diesen Event mit zu erleben und sich anschließend mit dem prächtig gestalteten Werk, nach einer Stärkung mit Sekt und Häppchen, zu versorgen.

Dieter Engel konnte als Vorsitzender darauf verweisen, dass etliche der Texte, die nun bebildert und im Glanzdruck präsentiert, bereits im „Vorort“ erschienen waren. Dass der Preis für den über 168 Seiten starken Band mit 6 € äußerst günstig gehalten werden konnte, war nach Engels Worten der Unterstützung durch das Kulturamt der Stadt Wiesbaden, den Ortsbeirat Medenbach, den „Förderverein 900 Jahre Medenbach“ und der Naspa-Stiftung zu verdanken.

Autor Dieter Hofmann präsentierte dem Auditorium geschickt „Anschauungsmaterial“. Für diesen Anlass nutzte er Zeitzeugen, die ihm Anregungen und Informationen für die zahlreichen Aufsätze und Anekdoten geliefert hatten. Gemeinsam mit dem Ehrenvorsitzenden des Vereins Ernst Dambmann, Ernst-Günther von Küster und Herbert Albert stellte er die eine und die andere Erinnerung an vergangene Zeiten dar. Zuvor hatte Hofmann darauf hinge-wiesen, dass in veränderten Zeiten Erinnerungen das Vergangene lebendig werden lassen, das Gefühl der Heimat vermitteln. Dazu halfen Verweise auf das, was unter Heimat verstanden werden kann. Besonders Edgar Reitz, Autor und Regisseur der „Heimat“-Filme, dessen neuester Film über sein künstliches Hunsrückdorf Schabbach gerade angelaufen ist, sei erwähnt: Heimat ist, wo ich nicht alleine bin, Vertrauen und Geborgenheit erfahre. Und Professor Wolfgang Heckl erklärt im Sonntagsstammtisch des Bayerischen Fernsehens: Heimat ist der emotionale Gegenbegriff zur Entwurzelung, die die Globalisierung mit sich bringt.  So verstanden sollten Personen und Ereignisse im Ländches-Dorf Medenbach lebendig werden.

Wie lebendig diese Erinnerungen sind, zeigten die drei Zeitzeugen. So berichtete Ernst-Günther von Küster, wie er nach Medenbach kam. Seine Ausbildung in der Landwirtschaft (die hatte er vorsorglich ergriffen, um bei einer Rückkehr auf die heimatlichen Güter in Schlesien den Betrieb führen zu können) und sein Flüchtlingsausweis brachten ihm die Chance,  sich in Medenbach  in einer „landwirtschaftlichen Nebenerwerbsstelle“ 1966 ansiedeln zu können. Beeindruckend auch die Erinnerungen des 90jährigen, wie es ihm gelang, den 2. Weltkrieg zu überstehen.

Ernst Dambmann (88) wartete mit seinen Erinnerungen an den Autobahnbau auf. Nicht nur der gewaltige Dampfbagger war erwähnt, auch die Aktionen mit den Saatkartoffeln, die bei der Fahrt von Wörsdorf über die Autobahn nach Medenbach vom Wagen fielen und schlicht und ergreifend per Hand wieder aufgesammelt wurden. Rudi Noll war dabei und ergänzte lebhaft. Heute wohl undenkbar. Schließlich wartete Herbert Albert mit Erinnerungen an Kriegsgefangene und Fremdarbeiter auf, die den Landwirten zugewiesen waren. Der eine oder andere von ihnen hatte dabei seine Eigenheiten, die in Dieter Hofmanns Buch nachzulesen sind.

Nachkriegszeit, Personen aus dem Dorf, der Bahnhof, Schule und Kindergarten sind weitere Themen, die kurz angerissen wurden. Doch soll es nicht bei der Zeit bleiben, die bisher behandelt wurde: der „Stammtisch“, den Hofmann als große Stütze für seine Materialsuche und Auswertung charakterisierte, regte an, sich mit der Zeit von 1950 bis 1970 zu befassen. Wer Anekdoten oder Informationen auch dieser Zeit parat hat, kann sich beim Autor melden, um vielleicht das Material für den nächsten Band zu liefern.

Selbstverständlich wurde auch nicht vergessen, dass Dieter Hofmann Helfer hatte: Blumen überreichte Dieter Engel als Dank an Helga und Dagmar Hofmann. Ein Vereinspräsent ging an den Autor. Erwähnt wurden selbstverständlich alle, die zum Gelingen beigetragen hatten, auch die, die „hinter den Kulissen“ für Getränke und Schnittchen gesorgt hatten.

Rwd.