Gebäude 4.1

Evangelische Kirche - Kirchengeschichte

Evangelische Kirche                                                                        

Die evangelische Kirche wurde 1107 durch Bischof Hartberg von Brandenburg geweiht und durch die Äbte Dietrich von St. Alban und Burchard von St. Jakob in Mainz mit etwa 30 Morgen Land ausgestattet. Bis zur Einweihung unserer Kirche (bis 1145 auch für Wildsachsen zuständig) gehörten die Medenbacher und das südlich gelegene Dorf Costloff zu Nordenstadt. Mühsam war der Weg dorthin, bei Wind und Wetter kaum zu bewältigen. Jetzt durfte der Ortsgeistliche den Gottesdienst an Sonntagen, den Heiligenfesten und einigen Werktagen in Medenbach verrichten, an hohen Festen war aber die Mutterkirche in Nordenstadt zu besuchen. Erst 1491 kam es zur endgültigen Trennung von der Mutterkirche und Erhebung zur selbstständigen Pfarrei mit Wildsachsen und Costloff bis zu dessen Wüstwerdung während des 30-jährigen Krieges. 

Nachdem Landgraf Philipp der Großmütige von Hessen sich für das lutherische Bekenntnis ausgesprochen hatte, wurde Medenbach 1531 evangelisch. Der erste lutherische Pfarrer Johann Göckel hatte von Nordenstadt aus zunächst Medenbach mitbetreut. Johann Textor war dann der erste Pfarrer der selbständigen evangelischen Kirchengemeinde.
Patronin der Kirche war mit großer Wahrscheinlichkeit die Heilige Ursula. Nach ihr  war die Kirche bis zur Reformation benannt.

Der Kirchenbau in seiner heutigen Gestalt hat kaum noch Bauteile aus der Entstehungszeit. 1576/77 war der baufällige Chor der Dorfkirche durch einen Neubau ersetzt worden. Der Dreißigjährige Krieg hatte die Kirche bis auf die Umfassungsmauern zerstört. Der untere Teil des quadratischen Chores mit der Nordpforte und ein Teil der Südseite des Langhauses stammen noch vom Ursprungsbau. Aus spätgotischer Zeit ist die Westpforte und im Chor die Sakramentsnische erhalten. 1650 wurde die Kirche bereits wieder aufgebaut, 1714 erhöht und mit neuen Fensteröffnungen und neuem Dachreiter, einer glockenförmig geschweiften Haube (gerne als Glockenturm bezeichnet) versehen worden (Renkhoff). 

Bei dieser Umgestaltung entstanden die Kanzel, der Beichtstuhl (Pfarrstuhl) und  auch die Emporen im Barockstil, ähnlich wie wir sie noch heute vorfinden. (1965 wurden diese Ausstattung und auch die farbige Fassung der Decke freigelegt. Sie waren übermalt.) 130 Sitzplätze gab es jetzt. 

Zu erwähnen ist auch, dass im Mittelalter unter freiem Himmel das „Ortsgericht auf dem Friedhof vor der Kirchenpforte unter der Gerichtslinde oder auch an der offenen Straße neben der Kirchhofmauer getagt hat“. 1970 wurde die über 800 Jahre alte Linde gefällt, sie sei innen hohl gewesen, stand aber auch der Straßenplanung im Weg. So wurde die Fläche des bereits 1862 aufgelassenen Friedhofes, der den Kirchenbau umgab, eingeengt, die alte Kirchenmauer abgerissen. 

Immer wieder gab es Veränderungen an der Kirche, bereichernde und notwendige: eine Orgel wurde 1877 angeschafft, der Altar aus schwarzen Marmor 1894 gestiftet, drei neue Fenster mit Glasmalerei 1907 eingebaut, ein neuer Ofen für Holz- und Koksbefeuerung bestellt, 1907 das eindrucksvolle Fenster hinter dem Altar in Glasmalerei mit der Kollekte des Gottesdienstes zum Jubiläum 1907 bezahlt, das Glockengeläut wurde wieder vervollständigt.
Im Zweiten Weltkrieg gab es Schäden an den Fenstern und am Dach. Mühsam war die Instandsetzung in den ersten Nachkriegsjahren.

Es wäre noch viel zu berichten bis in die Gegenwart. Interessierte Leserinnen und Leser verweise ich auf die beiden Heimatbücher: „Kleine Geschichten aus Medenbach - Zeitzeugen berichten wie’s früher war“ (Aufrecht im Glauben – Pfarrer Heinrich Brumm) und „Geschichte und kleine Geschichten aus Medenbach – Zeitzeugen berichten wie’s früher war“ (Kirchengeschichte), beide von Dieter Hofmann.